Management

Im Icon sind mehrere Personen zu sehen, die miteinander verknüpft sind.© VDI ZRE / Carolin Oelsner

Ein effektives Management ist fester Bestandteil einer ressourceneffizienten Baustelle. Dabei spielen die Prinzipien von Lean Construction eine bedeutende Rolle. Gleichzeitig kann das DGNB-Zertifikat für nachhaltige Baustellen angestrebt werden, wobei das System auch als Planungs- und Managementtool dient.

Lean Construction

Lean Construction bezeichnet die Anwendung von Lean Management im Bauwesen. Die Integration von Lean-Prinzipien in der Bauplanung und -ausführung kann Verschwendung eliminieren und dadurch zur Steigerung der Ressourceneffizienz beitragen. Es folgt eine kurze Vorstellung einiger Werkzeuge und Methoden, die oft im Zusammenhang mit der Integrierten Projektabwicklung (IPA) Verwendung finden und auch bei traditionellen Abwicklungsmodellen sehr einfach in den Projektablauf zu implementieren sind. Die Prinzipien sind ebenfalls im Rahmen von Building Information Modeling (BIM) anwendbar.

Last Planner System (LPS)

LPS ist eine wichtige Methode im Lean Construction und wird häufig verwendet. LPS unterstützt die Bau- und Immobilienwirtschaft bei der Planung und Steuerung der Produktion, d.h. von der ersten Planung bis zur Inbetriebnahme. LPS integriert die Lean-Prinzipien in einem zentralen System. Der Mehrwert für Gewerke sowie Kundinnen und Kunden wird identifiziert und die Prozesse werden optimiert. Die Produktion wird durch die Zusammenarbeit der Projektbeteiligten in einem integrierten Team geplant und folgt dem Pull-Prinzip (von hinten nach vorne). Das Hauptaugenmerk liegt auf dem gesamten Projekt, um das Fluss-Prinzip und fließende Arbeitsabläufe zu verwirklichen. Das Ergebnis ist eine vollständige Produktionsplanung, die Termin- und Ressourcenplanungen enthält. Die Visualisierung von Prozessen ist ein weiteres wichtiges Element des LPS, um diese verständlich und transparent zu kommunizieren. Zusätzlich wird stets eine Verbesserung der Prozesse verfolgt (KVP, kontinuierlicher Verbesserungsprozess).* Haghsheno, S. und Wachter, N. (2019): Lean Construction - Begriffe und Methoden, Karlsruhe (abgerufen am: 06.09.2022).

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5-W-Fragetechnik

Mit der 5-W-Fragetechnik wird gezielt nach der wahren Ursache eines Problems gefragt. Ausgehend von der aktuellen Situation wird so lange das „Warum“ ermittelt, bis die Ursache gefunden ist* Haghsheno, S. und Wachter, N. (2019): Lean Construction - Begriffe und Methoden, Karlsruhe (abgerufen am: 06.09.2022).  – ein sehr einfaches Werkzeug, das jederzeit anwendbar ist und zur Verbesserung von Prozessen beitragen kann. Auch ist dadurch die Stärkung einer positiven Fehlerkultur möglich, weil z. B. nicht nach der fehlerverursachenden Person gefragt wird, sondern nach dem Grund, warum etwas nicht richtig gemacht wurde.

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Set-Based-Design

Set-Based-Design beschreibt eine Methodik, bei der die Entwicklung mehrerer Entwurfsvarianten simultan stattfindet. Über den Projektablauf hinweg, wenn ausreichend Wissen und Informationen vorliegen, werden einzelne ungeeignete Varianten entfernt. Mit einer abschließenden Planung kann so die beste Lösung gefunden werden. Set-Based-Design ist dadurch im Gegensatz zum Point-Based-Design, bei dem nur eine Variante konstant weiterentwickelt wird, flexibler. Entscheidungen für oder gegen eine Variante werden erst nach der Validierung von Annahmen getroffen. Dadurch können späte unvorhersehbare Änderungen, die womöglich sehr arbeitsintensiv sind, vermieden werden.* Scaled Agile Framework (2021): Set-Based Design (online). Scaled Agile, Inc. (abgerufen am: 28.09.2022).

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Tägliche Kurzbesprechungen

Der tägliche kurze Austausch von etwa 15 Minuten zwischen ausgewählten Projektbeteiligten führt zu einer erhöhten Transparenz des Projektverlaufs. Dabei sollte festgestellt werden, welche Arbeiten am Tag der Besprechung und am darauffolgenden Tag durchgeführt werden. Damit können mögliche Hindernisse frühzeitig identifiziert und Fehler oder Verzögerungen vermieden werden.

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Choosing by Advantages (Auswahl nach Vorteilen)

Choosing by Advantages ist eine solide Methode, Entscheidungen zu treffen. Demnach erfolgt ein Vergleich der möglichen Alternativen ausschließlich anhand der jeweiligen Vorteile. Nachdem diese identifiziert sind, wird eine Gewichtung vorgenommen und die Option mit dem insgesamt größten Vorteil gewählt.* Suhr, J. (1999): The choosing by advantages decisionmaking system, Quorum, Westport, Conn., ISBN 1-56720-217-9.

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Target Value Design

Target Value Design (TVD) überträgt den Ansatz des Target Costing aus der Produktion auf die Baubranche. Aufgrund der spezifischen Anforderungen jedes Bauprojekts ergeben sich im Gegensatz zur stationären Industrie individuelle Kundenwerte. Im TVD liegt der Fokus auf dem gemeinsamen Verständnis dieser Werte in der Planungsphase eines Bauprojekts. Dafür ist eine frühe Einbindung des Kunden und der Kundin in das Planungsteam notwendig.
Die Umsetzung der festgelegten Kundenanforderungen muss planungsbegleitend gemessen werden. Dabei kann es hilfreich sein, zwischen dem zu unterscheiden, was aus Sicht des Kunden und der Kundin erfüllt werden muss, und dem, was erfüllt werden sollte.* Universität Innsbruck, Arbeitsbereich für Baumanagement, Baubetrieb und Tunnelbau, Hg. (2022): Tagungsband zum 31. BBB-Assistent:innentreffen Innsbruck 2022 (online), Studia Verlag, ISBN 978-3-99105-026-1 (abgerufen am: 18.11.2022).

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Ishikawa-Diagramm (Ursache-Wirkungs-Diagramm)

Das Ishikawa-Diagramm ist ein Ursache-Wirkungs-Diagramm. Es wird genutzt, um für ein Problem die Ursache zu finden, und bedient sich dabei der Optik eines Fischgräten-Diagramms. Am Kopf werden das Problem und seine Wirkung aufgeschrieben. Die einzelnen Gräten stellen anwendungsspezifische Kategorien dar, welchen potenzielle Ursachen zugeordnet werden. Das Diagramm dient als visuelle Hilfestellung zu einem Brainstorming-Prozess, der durch weitere Techniken des Lean Managements (z. B. 5-W-Fragetechnik) geleitet wird. Bei sehr komplexen Problemen kann das Ishikawa-Diagramm auch unübersichtlich werden und es kann sinnvoll sein, eine andere Methode zur Visualisierung zu nutzen.* Haghsheno, S. und Wachter, N. (2019): Lean Construction - Begriffe und Methoden, Karlsruhe (abgerufen am: 06.09.2022).

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Taktsteuerungstafel

Bei einer Taktplanung dient eine Taktsteuerungstafel auf der Baustelle als zentrale Informationsquelle. Die Tafel sollte von allen Projektbeteiligten jederzeit einsehbar sein. Die Inhalte unterscheiden sich je nach Unternehmen und Projekt.
Übliche Bestandteile sind* Leifgen, C. (2020): Ein Beitrag zur digitalen Transformation der Lean Construction am Beispiel der BIM-basierten Taktplanung und Taktsteuerung. Dissertation, Shaker Verlag GmbH, Darmstadt. :

  • Terminplan und Zwei-Wochen-Vorschauplanung
  • Baustellenplan und Visualisierung der Taktbereiche
  • Allgemeine Informationen zu Ansprechpersonen und Baustellenregeln
  • Bewertung (Ampelsystem) und Leistungskennzahlen

Die Arbeitsleistungen werden mithilfe eines Ampelsystems bewertet. Rot heißt, dass der Arbeitsschritt sehr taktkritisch ist, also Maßnahmen ergriffen werden müssen, um den Bauablauf nicht zu gefährden und Verschwendung zu vermeiden.* Leifgen, C. (2020): Ein Beitrag zur digitalen Transformation der Lean Construction am Beispiel der BIM-basierten Taktplanung und Taktsteuerung. Dissertation, Shaker Verlag GmbH, Darmstadt.

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Co-Location und Big Room

Ein Projektteam an einem Standort (Co-Location) mit einem gemeinsamen Besprechungsraum (Big Room) fördert die kollaborative Zusammenarbeit. Die Beteiligten können sich persönlich kennenlernen und bekommen die Möglichkeit, über kurze Kommunikationswege unbürokratisch und effektiv Informationen auszutauschen.* Haghsheno, S.; Baier, C.; Budau, M. R.-D.; Schilling Miguel, A.; Talmon, P. und Frantz, L. (2022): Strukturierungsansatz für das Modell der Integrierten Projektabwicklung (IPA)/Structuring approach for Integrated Project Delivery. In: Bauingenieur, 97(03), S. 63-76. ISSN 0005-6650. doi:10.37544/0005–6650–2022–03–47.

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Nachhaltigkeitszertifizierung

Das System der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) für nachhaltige Baustellen dient als Planungs- und Managementtool bei der Bauausführung. Zudem gewährleistet das DGNB-System u. a. eine Qualitätssicherung und Risikominimierung auf der Baustelle. Neben dem Ressourcenschutz werden dabei auch Aspekte wie Gesundheit und Soziales, Baustellenorganisation, Kommunikation mit der Öffentlichkeit und Ausführungsqualität berücksichtigt. Das Zertifizierungssystem ist universell bei nationalen und internationalen Hoch- und Tiefbauprojekten sowie im Spezialtiefbau anwendbar und richtet sich insbesondere an Bauherren, Kommunen und Bauunternehmen.* Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (2023): DGNB System für nachhaltige Baustellen (online). Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen - DGNB e.V. (abgerufen am: 22.03.2023).

Das System ist in Kriterien und Indikatoren organisiert. Einige Indikatoren sind als Mindestvoraussetzung obligatorisch, während andere fakultativ umgesetzt werden können. Für die erfolgreiche Zertifizierung müssen min. 65 % der festgelegten Kriterien erfüllt werden. Verpflichtend im Kriterium des Ressourcenschutzes ist z. B. der Einsatz energieeffizienter Baumaschinen und Anlagen. Alle motorbetriebenen Anlagen und Maschinen mit einer Leistung von mehr als 75 kW sind mit der jeweiligen EU-Stufe zu dokumentieren. Die Winterbauheizung sollte, sofern sie nicht verzichtbar ist, ohne fossile Energieträger betrieben werden.* Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (2023): DGNB System für nachhaltige Baustellen (online). Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen - DGNB e.V. (abgerufen am: 22.03.2023).

Weitere Indikatoren im Kriterium Ressourcenschutz sind: 

  • die Versorgung der Baustelle mit 100 % Ökostrom,
  • die Offenlegung der Menge eingesetzter Energieträger, 
  • der Einsatz umweltgerechter Transportmittel, 
  • die Erfassung sämtlicher Transporte, 
  • die Offenlegung aller zur Berechnung der transportbedingten CO2-Emissionen erforderlichen Angaben sowie 
  • die Vernetzung der Baustelle mit anderen Baustellen. 

Die Wiederverwendung und -verwertung von Baumaterialien werden z. B. durch die Umsetzung abfallvermeidender Konzepte adressiert. Maßnahmen zur Trinkwassereinsparung und die Dokumentation des Wasserverbrauchs gehen ebenfalls positiv in die Bewertung ein.* Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (2023): DGNB System für nachhaltige Baustellen (online). Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen - DGNB e.V. (abgerufen am: 22.03.2023).

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